„Der beste Zeitpunkt, um mit gesunden Gewohnheiten zu beginnen, ist direkt nach der Geburt. Der zweitbeste Zeitpunkt ist jetzt.“
Manchmal sind unsere Gewohnheiten nicht sehr gesund. Zu späte Snacks, Alkohol, zu spät ins Bett, zu früh auf, zu viel sitzen, Fastfood, zu wenig Sport, zu viel Stress. Bei all den To-Do’s und Zielen, die man den ganzen Tag verfolgt, kann es schnell vorkommen, dass man wertvolle Zeit von der eigenen „Selbstpflege“ wegschneidet. Damit nehmen viele Beschwerden ihren Anfang.
Schmerzen an Muskeln, Sehnen oder Gelenken sind immer ein Warnsignal des Körpers. Diese Warnung bedeutet aber nur in den wenigsten Fällen, dass etwas Schlimmes zu befürchten ist. Es gibt kaum ein Beschwerdebild, dass eine derart hohe Häufigkeit in der Bevölkerung aufweist wie muskuloskelettale Beschwerden, insbesondere Rückenschmerzen. Nach der Untersuchung finden Ärzte jedoch nur in den seltensten Fällen eine gefährliche Ursache wie zum Beispiel Knochenbrüche, Tumore oder massive Bandscheibenvorfälle. Zum Glück. Alle anderen 80-90% der Rückenschmerzen werden als „unspezifisch“ eingestuft, sind also nicht auf eine einzige Ursache zurückzuführen. Hier weiß man zwar was man alles nicht hat, bekommt aber als Betroffener oft keine Klarheit darüber, warum genau es schmerzt und was man dagegen tun kann. Denke für einen Moment lang an Schmerzen, die du letzthin in deinem Körper gespürt hast. Vielleicht ein verspannter Nacken oder Rücken? Oder Gelenkschmerzen beim morgendlichen Treppengehen? Welcher dieser folgenden Schmerztreiber verstärkt deine Beschwerden:
Beruflicher Stress
Privater Stress
Ungesunde Ernährung
Schlafmangel
Zu wenig Bewegung
Zu viel Bewegung
Diese Frage habe ich auch während einer Webinarserie gestellt und bei etwa 80 Teilnehmenden mit Nackenschmerzen, Rückenschmerzen oder Knieschmerzen gab die Mehrzahl privaten & beruflichen Stress als Hauptschmerztreiber an, dicht gefolgt von Bewegungsmangel und Schlafmangel. Die Schmerzen, die man dadurch erleben kann, sind nicht weniger unangenehm wie bei körperlichen Verletzungen. Vielmehr ist es so zu verstehen, dass zu den körperlichen Befunden, die eben jeder von uns in seinem Leben früher oder später entwickeln wird, eine zusätzliche „Reizung“ durch Stress, Schlafmangel, schlechtes Ernährungs- oder Bewegungsverhalten hinzukommen kann. Schauen wir uns also den Zusammenhang von Stress und Schmerzen genauer an.
Die Stress-Antwort des Körpers
Der Mechanismus, der sich hinter der Stressantwort verbirgt lässt sich anhand von einem Beispiel gut darstellen. Stellen wir uns vor, dass ich mit dem Fahrrad auf eine Kreuzung zufahre. Es scheint alles unauffällig und friedlich zu sein. Plötzlich zieht ein LKW aus einer Seitenstraße an mir vorbei und ich mache eine Vollbremsung. Ich weiß, dass ich mich in großer Gefahr befinde. Mein Körper reagiert sofort und setzt eine Kettenreaktion in Gang, um mich für „Kampf oder Flucht“ vorzubereiten. Meine Atmung wird schneller. Meine Muskulatur spannt an. Ich bekomme ängstliche Gedanken. Mein Puls steigt und meine Gefäße werden eng gestellt.
Diese Stressantwort meines Körpers geschieht ganz von selbst. Sie ist eine koordinierte biologische Antwort, die mir in diesem Beispiel geholfen hat sehr schnell zu reagieren und damit auch zu überleben.
Die Schmerz-Antwort des Körpers
In einem zweiten Beispiel stellen wir uns vor, dass ich barfuß im Garten gehe, als ich plötzlich auf eine Glasscherbe steige. Blitzartige, starke Schmerzen ziehen durch meinen Körper, als sich das Glasstück tief in meine Fußsohle schneidet. Ich weiß, dass ich mich in Gefahr befinde. Mein Körper reagiert sofort und setzt eine Kettenreaktion in Gang, um mich für „Kampf oder Flucht“, vor dieser äußeren Bedrohung, vorzubereiten. Meine Atmung wird schneller. Meine Muskulatur spannt an. Ich bekomme ängstliche Gedanken. Mein Puls steigt und meine Gefäße werden eng gestellt. Diese Schmerzantwort meines Körpers geschieht ebenfalls von selbst. Sie steigert meine Aufmerksamkeit und hilft mir vollen Fokus darauf zu richten, Schutz und Hilfe zu suchen.
Die Stress- & Schmerzantwort sind ident
Die Stressantwort und die Schmerzantwort aktivieren die exakt selben biologischen Kettenreaktionen und die Folgen sind für unseren Körper somit nicht zu unterscheiden. Das ist sehr sinnvoll, um äußeren Gefahren zu entkommen oder sie zu bekämpfen. Das Problem entsteht jedoch dann, wenn man Schmerzen hat und die „Bedrohung“ nicht außerhalb, sondern innerhalb des Körpers liegt. Man kann den Schmerz in dieser Situation nicht einfach rausschneiden und man kann schon gar nicht davon weglaufen. Oft heilen diese Beschwerden an Muskeln, Sehnen oder Gelenken, über mehrere Tage oder Wochen wieder ab. Falls die Beschwerden nach dieser Zeit jedoch bestehen bleiben, dann zählt man zu einer Personengruppe, die seit vielen Monaten oder sogar Jahren Schmerzen hat und in einem wiederkehrenden „Kampf- oder Fluchtmodus“ steckt. In Österreich betrifft diese Art von Schmerzen etwa 1,5 Millionen Menschen. Die sogenannten chronischen Schmerzen.
Stell dir vor: Jede fünfte Person in Österreich hat wiederkehrende Schmerzen! Schmerzen, die, wie wir nun wissen, eine Stressreaktion im Körper auslösen. Stress lässt einen emotionalen Teufelskreis entstehen, der nochmal ordentlich Benzin ins Feuer gießt und Schmerzen noch größer werden lässt. Es ist unglaublich wie sehr dieser Mechanismus sich in all unsere Lebensbereiche vordrängen kann und uns bei guten Beziehungen, gesunder Bewegung, gesundem Schlaf und einem gesunden Selbstwert stören kann. Doch es gibt Hoffnung. Die moderne Physiotherapie kann Schmerztreiber mit Dir ausfindig machen, Beschwerden mit manuellen Techniken lindern und gemeinsam mit dir einen langfristigen Belastungsaufbau starten. Wenn du unter chronischen Schmerzen leidest und gerne etwas dagegen tun möchtest, dann lerne mehr unter folgendem Link: www.johannesriedmann.com/schmerzwissen